Case Studies

Langfristige Umstellung auf soziokratische Strukturen und Prozesse

Ausgangslage und Auftrag

Die Bau- und Wohngenossenschaft Kraftwerk1 wurde 1995 gegründet und zurzeit wohnen rund 700 Menschen in drei Siedlungen in 232 Wohnungen. Die vierte Kraftwerk1-Siedlung ist aktuell im Bau. Insgesamt sind rund 5.300 Mitglieder an der Genossenschaft beteiligt. Die Organisation basiert auf einer Mischung aus Basisdemokratie bei den Bewohnenden sowie einer hierarchischen Struktur mit Vorstand und Geschäftsstelle. Nach 30 Jahren kam der Wunsch nach Erneuerung auf, insbesondere im Hinblick auf die Strategie und die Organisationsform.

Die Siedlungen sind bereits selbstorganisiert: Die Bewohnerinnen und Bewohner übernehmen Verantwortung und engagieren sich in den Siedlungsorganisationen. Diese funktionieren mehrheitlich basisdemokratisch.

Die Geschäftsstelle ist für das Tagesgeschäft sowie die Umsetzung der Beschlüsse des Vorstands und der Generalversammlung zuständig. Sie unterstützt die Siedlungsorganisationen und Arbeitsgruppen teilweise in den Siedlungen vor Ort, fördert die Selbstorganisation, den gemeinschaftlichen Austausch und den Zusammenhalt der Genossenschaft.

Im Hinblick auf die Reorganisation war das Ziel, die Bedürfnisse der Siedlungen besser in die professionelle Organisation zu integrieren, um so die Zusammenarbeit zu verbessern und die Entwicklung der Genossenschaft nachhaltig zu stärken.

Umsetzung

Die Umsetzung erfolgte über mehrere Jahre und in verschiedenen Phasen, das Vorgehen war sehr prozessorientiert und ergebnisoffen.
Die vier Prinzipien der Soziokratie

Entscheidungen, die wirklich getragen werden

Der Vorstand, die Geschäftsstelle und Arbeitsgruppen (bestehend aus Bewohnenden, Mitarbeitenden der Geschäftsstelle und Vorständ:innen) lernten die Konsent-Moderation kennen und testeten die Methode durch Anwendung in den Sitzungen, respektive in einem Impulsworkshop. Es wurde geprüft, ob die soziokratische Arbeitsweise für Kraftwerk1 geeignet ist. Wichtige begleitende Arbeitsschritte waren beispielsweise:

Phase Wissen aufbauen: Geschäftsstelle geht voran

Die Geschäftsstelle, als zentrale Organisationseinheit, war früh überzeugt vom Modell der soziokratischen Kreisorganisation (SKM). Als Expertin begleitete Jeannine die Teamsitzungen, um das Wissen aufzubauen und die Organisation auf die neue Arbeitsweise vorzubereiten.

Phase partizipative Strukturentwicklung

Gemeinsam wurden Entscheidungsstrukturen entwickelt, bei denen die Beteiligten in die Konstituierung der jeweiligen Kreise und Festlegung der Entscheidungsbereiche eingebunden wurden.

Pilotphase: Testen der neuen Struktur

Nach der Verabschiedung der neuen Kreisstruktur wurde diese in einer längeren Pilotphase getestet. Delegierte aus den Siedlungen wurden in die Entscheidungsprozesse eingebunden. Parallel wird das interne Wissen über die Soziokratie weiter aufgebaut, sodass Kraftwerk1 die Strukturen in Zukunft eigenständig leben, entwickeln und steuern kann.

Wirkung

Der Veränderungsprozess führte zu einem stärkeren Miteinander innerhalb der Genossenschaft und das Gesprächsklima wurde als gut und offen bewertet. Die Bedürfnisse der Siedlungen fliessen nun direkter in die übergeordneten Prozesse ein. Die Organisation ist flexibel und kann sich an das Wachstum anpassen.

Die neue, agile Ausrichtung (vormals Strategie), die zwischen Zukunftsbild, Beitrag und konkreten Fokusthemen unterscheidet, lässt sich gut mit der soziokratischen Struktur verbinden. Der nachhaltige Wandel braucht Geduld, ist aber tief verankert und wirkt langfristig.

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